Minga mog di
Das ist klasse – Anfang des Jahres startet München eine Gastfreundlichkeitskampagne unter dem Motto „München mag dich“. Allein das Wort „Gastfreundlichkeitskampgange“ ist schon schön. Die Bedeutung des Wortes Gastfreundlichkeit steht allerdings dann diametral zum Wesen des Bayern. Und deshalb braucht’s auch für eine Selbstverständlichkeit hier eine Kampagne. Der Bayer an sich mag nämlich niemanden, der auch nur aus dem Nachbardorf kommt. Es ist ein tiefes Misstrauen gegenüber alles Fremden, das den Bayern auszeichnet.
Ist Ihnen zum Beispiel schon einmal aufgefallen, dass das Bayerisch in München anscheinend ein Synonym für Unfreundlichkeit darstellt? Keine Frage, ein hingehauenes „was wuist?“ im Wirtshaus gehört hier einfach zum guten Ton. Ich spreche dagegen von der alltäglichen Unfreundlichkeit. Und die speziell in Geschäften, an deren Eingangstür das Wapperl (deutsch: der Aufkleber): „wir redn boarisch“ klebt.
Stellt sich also die Frage, was uns dieser Aufkleber sagen soll. Allein der Hinweis, dass in diesem Geschäft im Dialekt gesprochen wird ist ja nichtig – das merkt der Kunde schon früh genug. Heißt es also: „Wir sind der Hochsprache nicht mächtig“? Oder ist es das Pedant zu dem Aufkleber mit dem Zamperl drauf „Wir müssen draußen bleiben“. Oder ist es ein nur ein Warnhinweis? Nämlich auf extreme Unfreundlichkeit. Die in jenen Geschäften auffällig häufig vertreten ist. Es ist auf jeden Fall Ausdruck einer „Mir san mir“-Mentalität. Und ob da eine Gastfreundlichkeitskampagnge hilft?
Dabei wäre das Bayerische an sich ja eine sehr freundliche Sprache. Man grüßt Gott, wenn man sich begegnet. „Pfiad di“ heißt nichts anderes als „behüt dich Gott“ und „Servus“ meint „ich bin für dich da“. Und vielleicht könnte man auch sagen „Minga mog di“ – aber das käme ja fast einer Liebeserklärung gleich...
"Gastfreundlichkeitskampagne" gefällt mir - "Los, wir sind jetzt mal eine Weile gastfreundlich." - es ist, glaub ich, nichts anderes als die "entschlossene Menschenliebe" ((C) Thomas Mann), ein typisches Phänomen unserer Zeit.
Kommentiert von: T.M. | 19. Oktober 2005 um 07:30
müsste es im zweiten absatz statt "wapperl" nicht eigentlich "bapperl" (weil es ja an der tür bappt) oder "bickerl" (es kann ja auch an der tür bick'n) heißen? und _auf_ besagtem wapperl / bapperl / bickerl dann "mia rehn" statt "wir redn"?
hemlock
Kommentiert von: hemlock | 24. Oktober 2005 um 19:37
Pickerl ist österreichisch - ich kenne es als Wapperl (man bedenke regionale Unterschiede im Bayerischen!). Die Aktionsgemeinschaft bzw. Bürgerinitiative, die hinter diesem Aufkleber steht, sagt tatsächlich Babberl. Und was draufsteht, ist einfach ein Zitat...
Kommentiert von: Helga | 25. Oktober 2005 um 09:48
Diese trotzigen Aufkleber provozieren eher Widerstand, alas dass sie die Bayerische Sprache (ist kein Dialekt!) fördern würden.
Kommentiert von: Christian | 26. Oktober 2005 um 13:29
Ach, einen kleinen Nachtrag habe ich noch: Das Video zur Kampagne gefällt mir sehr gut. Was meinst Du? http://youtube.com/watch?v=8H8fgWfsWJI
Kommentiert von: Christian | 11. April 2006 um 13:18
Ja. Gefällt. Ist doch einfach ein schöner Platz zum leben. Und ich glaub, du hast mich grad auf eine Idee gebracht...
Kommentiert von: Helga | 11. April 2006 um 13:25
in der tat handelt es sich beim bairischen um eine eigenständige sprache, nicht um einen dialekt. insoweit beachten sie aber bitte auch die richtige schreibweise (bayerisch/bayrisch ist inkorrekt).
Kommentiert von: eugen | 25. Februar 2007 um 16:11