Frau B. reformiert das Gesundheitssystem
Würde man mich fragen, aber mich fragt ja keiner, hätte ich schon lange als Lösung für das ganz offensichtliche Problem der gesetzlichen Krankenversicherung eine Kostentransparenz vorgeschlagen. Das ist sicher keine ultimative Lösung, aber hätte den anstehenden Kollaps möglicherweise verhindert. Was mir schon lange vorschwebte, war, wie bei privaten Kassen üblich, eine Rechung an den Patienten zur Einsicht.
Das hätte zwei Vorteile: Zum einen würde den Versicherten klar, was die Behandlungen kosten. Und es gibt noch genügend Menschen, die entweder hypochondrisch veranlagt oder ohne andere Hobbys sich gerne mal Spiegelungen aller Art unterziehen oder ähnliches. Vielleicht denke ich darüber auch mal anders, sollte ich ernsthaft erkranken und mir dann gesagt werden: Wären Sie mal rechtzeitig zum Arzt gegangen... Dennoch, das Wissen über Behandlungskosten würde auf der einen Seite eventuell unnötige Behandlungen dezimieren, auf der anderen Seite das Verständnis für Beiträge stärken.
Und es hätte noch einen weiteren Vorteil. Auf den bin ich aus aktuellem Anlass gekommen: Man würde wissen, was der Arzt bei der Krankenkasse abrechnet. Das weiß man ja normalerweise nicht. Und dann nehmen Sie mal so einen Zufall, wie in meinem Fall, dass in der Diskussion über eine fehlende Praxisgebühr und ein daraufbestehen, dass man diese tatsächlich nicht schuldig ist (Krankenkassen treiben die nicht gleich entrichteten Praxisgebühren ein), sich plötzlich herausstellt, dass der Zahnarzt statt einer Zahnreinigung (private Leistung - keine Praxisgebühr fällig) bei der Kasse eine Füllung in Rechnung gestellt hat.
Versehen? Schlamperei? Einzelfall?
Woher sollen wir Patienten wissen, was die Ärzte bei den Kassen so abrechnen? Wir wissen nur, dass Leistungen gekürzt werden und wir ständig zusätzlich eine Privatrechnung bekommen.
Also liebe Krankenkassen, auch an Sie gerichtet: ehe jetzt wieder Sonderbeiträge erhoben werden, versuchen Sie es doch mal mit Transparenz. Vielleicht ist damit mehr gewonnen. Allerdings nicht für betrügerische Ärzte, sollte es solche geben...
Koennen Sie unser [USA] Gesundheitssystem auch reformieren? Waere nett.
Kommentiert von: Mehrgedanken.wordpress.com | 23. Februar 2010 um 21:44
Das mit der Rechnung wäre eine gute Idee.
Kommentiert von: Walter | 24. Februar 2010 um 05:23
In der Schweiz ist das so. Da rechnen Ärzte und Therapeuten sehr oft nicht einmal bei der Krankenkasse ab, sondern beim Patienten. Der Patient reicht das dann an seine jeweilige Kasse weiter (oder auch nicht), bei der er sich ja ganz individuell versichert hat, und die erstattet ihm nach Abzug seiner jeweils individuellen Selbstbeteiligung etwas zurück. Klingt wie privat, ist aber gesetzlich für jedermann.
Es kommt noch etwas hinzu: wieso ist in Deutschland der Arbeitgeber an der Krankenversicherung des Arbeitnehmers beteiligt, und zwar zur Hälfte? Was ist der Grund? (In der Schweiz ist das nicht so, den Arbeitgeber geht die Krankenversicherung des Arbeitnehmers nichts an, und trotzdem sind die Versicherungsbeiträge deutlich niedriger als in Deutschland, selbst in absoluten Zahlen.) Man könnte ja auf die Idee kommen, das ist in Deutschland deshalb so, damit genug Geld in ein intransparentes System kommt, mehr Geld, als die Versicherten allein aufbringen können.
Kommentiert von: T.M. | 24. Februar 2010 um 08:24
Das mit der Rechnung ist eine gute Idee.
Kosten für die Geburt meiner kleinen Tochter (ja, ja Kinder kosten halt eben)
Eintreffen im Krankenhaus: 23.50 Uhr.
Kind war um 0.10 auf der Welt, ohne ärztliche Hilfe.
Abgerechnet wurden ein ganzer Schwung Untersuchungen, Visiten des Chefartztes und und und.....
Auf die Reklamation hin hieß es :"Na wenn das so ist schreiben wir die Rechnung einfach um. "
Und das ist sicherlich kein Einzelfall.
Gruß
Anton
Kommentiert von: Anton | 24. Februar 2010 um 08:29
Eine Art Lieferschein würde ja vielleicht schon reichen. Der Patient quittiert darauf die Leistung, die der Doc erbracht hat und erhält auch eine Kopie davon. Sollte der Krankenkasse bei der Abrechnung was merkwürdig vorkommen, könnte sie immer noch beim Patienten nachfragen.
Überall gibt es einen Bon, eine Quittung oder einen Lieferschein. Nur bei den Ärzten nicht. Das ist ein Unding!
Kommentiert von: Hans-Georg | 24. Februar 2010 um 18:26
TM, das, also jedenfalls das Rechnungssytem ist in Deutschland bei der privaten Krankenversicherung so. Die zweite Frage: Arbeitgeberanteil - Kosten etc. Oh ja, die stelle man hier mal laut... Also grad momentan;-) dabei fällt mir ein: ich wollte eh noch meinen Senf zur Deutsch-Schweizer-Steuerfreundschaft geben;-)
Hans-Georg, das Problem ist doch: den Krankenkassen kommt das nicht merkwürdig vor. Nehmen wir jetzt mal den aktuellen Fall: keine Krankenkasse würde nachfragen, ob du jetzt tatsächlich eine Füllung bekommen hast.
Anton, Glückwunsch! 20 Minuten - ein Traum. Hoffe, Mutter und Kind sind wohlauf.
Kommentiert von: Helga | 25. Februar 2010 um 00:10
Danke Frau B. für den Glückwunsch.
Die Rechnung wurde jedoch noch in DM bezahlt.
Kind und Mutter sind immer noch wohlauf.
Die Zeit, die Zeit.
Gruß
Anton
Kommentiert von: anton | 25. Februar 2010 um 01:48
Die Idee mit Rechnung/Lieferschein ist gut. Die ziehen dann eine weitere Bürokratieebene in das schon vorhandene vielstöckige Gebäude ein.
Aufgabe: nennen Sie mir einen einzigen Zahlungsweg innerhalb der GKV, der direkt von Empfänger einer Leistung zum Geber geht.
Es ist wesentlicher Bestandteil des Systems, das Geld und Gegenleistung nie aufeinandertreffen dürfen.
Kommentiert von: Rob | 25. Februar 2010 um 22:06
Wenn mich nicht alles täuscht, zahlen bei ganz vielen Privatkassen die Patienten selbst die Rechnungen und reichen dann diese bei ihrer Kasse ein.
Was aber, wenn diese aufgrund einer schweren Erkrankung mit überaus teuren Medikamenten oder Behandlungsformen nicht mehr vorab zu zahlen sind?
Viele Grüße, Tatzelwurm
Kommentiert von: Tatzelwurm | 27. Februar 2010 um 10:14