A abgstandens Noagerl
Wenn ich ad hoc eine Geschichte erzählen sollte, was in Bayern und der Welt im letzten Jahr so passiert ist, würde ich diese möglicherweise auf einem Bauernhof spielen lassen. Auf der Bühne wäre ein großer Misthaufen und im Hintergrund ein Flugzeug beim Starten. Und auf dieser Bühne könnten sich dann ein Großstadtgockel produzieren. Ein Großbauer um den Kleinbauern werben. Ein Umweltminister die Transformation zum Finanzminister durchlaufen. Die Bundeskanzlerin dürfte den Stall misten und feststellen, dass das Kleinvieh nicht ihr Geschäft sei. Natürlich wäre da noch eine grüne Großstadtpflanze, die von der guten Landluft schwärmt und (meinetwegen) einen Wanderer aus dem Schwäbischen um Rat fragt. Der freie Bauer würde das ganze mit Staunen beobachten. Und eine junge Magd beklagen, dass sie nicht selbst Bäuerin sei - aber mit zwei kleinen Kindern würde sie doch lieber das Betreuungsgeld einstecken, denn wohin damit auf dem Lande.
Das ist das Nockherberg-Singspiel, das wir alle gestern nicht gesehen haben. Stattdessen haben wir gesehen, dass wieder eine gute Darstellerin vom Hof gejagt wurde und durch ein grottiges Double ersetzt wurde. Wir haben einen Lederhosn-Typen gesehen, den man weder an Aussehen noch an Kleidung mit dem darzustellenden Landesvater in Verbindung bringen konnte (irgendjemand von den Verantwortlichen aufgefallen, dass Seehofer nie Tracht trägt?). Das Ude-Double möchte bitte von seiner Rolle erlöst werden. Zinner als Söder allein konnte das Singspiel auch nicht retten. Auch wenn er sich alle Mühe gegeben hat.
Kurz: es war das schlechteste Singspiel aller Zeiten. Langweilig und uninspiriert. Es wurde keine Geschichte erzählt, seltsame Schwerpunkte gesetzt (was sollte die Präsenz des fränkischen Adeligen?) und ein Bühnenbild zu entwerfen, hat man sich auch geschenkt. Der Nockherberg schaufelt sich auf diese Weise sein eigenes Grab. Lieber BR, denk mal darüber nach. Und weil wir grad dabei sind: ich will auch keinen Klamaukbruder bei den Interviews sehen, sondern zwei souveräne bayerische Journalisten, die auch dem Anlass entsprechend gekleidet sind.
Ach ja, die Rede der Bavaria. Mei. Irgendwie hat auch da der rote Faden gefehlt. Und wäre die Antwort auf den Satz "Mama ich brauch Geld" die Warnung gewesen, sich selbiges von Spezln zu leihen, wäre das doch sehr viel eleganter gewesen als die erfolgte Attacke unter der Gürtellinie.
Ich hab's auch nicht gesehen dieses Jahr, weil ich ehrlich gesagt diese "Mama"-Sause von der Kinseder so endpeinlich finde, und mir auch der Anblick von Claudia Roth im Dirndl langsam zum Hals raushängt. Übrigens, hat nicht genau am Nockherberg der Seehofer einen Trachtenjanker angehabt?
Kommentiert von: Ilse | 09. März 2012 um 11:15
Bin ganz Ihrer Meinung. Habe es allerdings auch nicht gesehen, nur die Zusammenfassungen, und die waren schrecklich genug.
Kommentiert von: Saxana | 10. März 2012 um 12:23
Liebe Frau Kaltmamsell,
bitte schicken Sie doch Ihre Bemerkungen an den BR. Das würde doch sehr zu Verbesserungen beitragen und vielleicht das bewährte Singspiel wieder zurückbringen. (Und da uns Frau Merkel wohl noch erhalten bleibt, auch bitte das "richtige" Double wieder einsetzen...)
Rosi
Kommentiert von: Rosi | 30. März 2012 um 08:17
Frau Kaltmamsell? Mit Verlaub, liebe Rosi, Sie sind auf dem falschen Blog;-))
Kommentiert von: Helga | 30. März 2012 um 08:47
Oh je, da habe ich mich doch glatt verlaufen...:-)
Kommentiert von: Rosi | 30. März 2012 um 20:41